Nach dem Führerschein kann für manche wie "vor dem Führerschein" sein - Foto © Unsplash | Rowen Smith

“Rosa Schein”: Mobilität von Frauen für Frauen

Barbara Schwara ist nicht nur die Inhaberin der Fahrschule Michelbeuern in Wien, sondern revolutioniert im Handumdrehen auch gleich mit Innovationsgeist die Branche. Barbara Schwara und Daniela Hofmann sind die kreativen Frauen hinter dem entspannten Fahrtrainings-Konzept ‚Rosa Schein‘. Ihre Zusammenarbeit begann 2013, als Barbara Schwara Unterstützung für ihre Fahrschule suchte und Daniela Hofmann dann als Quereinsteigerin startete. Heute sind sie nicht nur Kolleginnen, sondern auch beste Freundinnen, die ihre Vision gemeinsam vorantreiben.

Der ‚Rosa Schein‘ richtet sich an Frauen, die bereits den Führerschein haben und nach einer Pause wieder ihre Fahrtechnik und -Praxis auffrischen möchten. Dafür werden Entspannungstechniken mit einem relaxten Umfeld im Auto kombiniert, um den Einstieg zu erleichtern.

Das #jungbleiben Magazin hat mit Barbara Schwara über dieses völlig neue Konzept gesprochen. Sie gibt im Interview Tipps für den Wiedereinstieg – besonders wenn man vor dem Autofahren Angst hat.

Autofahren wieder nach Führerschein fahren lernen

Laut Studien sind Frauen zwar die sichereren Autofahrerinnen, allerdings sind sie seltener hinter dem Lenkrad anzutreffen – Fotos © Unsplash | Jasper Garratt, Vitalii Khodzins

Wie kam es zur Idee den ‚Rosa Schein‘ anzubieten?

In der Fahrschulbranche groß geworden, sah ich oft gestresste und ängstliche Schüler:innen. Als ich 2019 den väterlichen Betrieb übernahm, kam mir die Idee meine Ausbildung als Shiatsupraktikerin mit meiner Fahrlehrerinnentätigkeit zu verbinden. So entstand mein Konzept ‚Drive&Relax‘, bei dem ich die entspannende Wirkung von Shiatsu nutze um einen sanften (Wieder)einstieg in den Straßenverkehr zu ermöglichen. Diese innovative Kombination aus Massage und Fahrstunde hat sich schnell als Erfolgskonzept etabliert.

“Frauen sollen erkennen, dass sie nicht alleine oder gar ein Einzelfall sind.”

Was ist das Besondere am Angebot? 

Uns ist ein wertschätzender und respektvoller Umgang besonders wichtig. Wir möchten, dass sich unsere Kund:innen bei uns wohl fühlen und in einem geschützten Rahmen –  ohne Schreierei und Machosprüche –  in ihrem Tempo ihre Fahrkenntnisse auffrischen können. Dabei gehen wir in jeder Einheit auf die Kunden:innen und ihre Wünsche individuell ein. So möchte eine:r in der eigenen Garage Einparken üben und die/der andere seinen Arbeitsweg abfahren. Alles ist möglich. Neben unseren einzigartigen ‚Drive&Relax‘ Einheiten und Auffrischungsstunden ist es uns ein Anliegen, eine Community aufzubauen, die sich trifft, unterstützt und gegenseitig stärkt. Frauen sollen erkennen, dass sie nicht alleine oder gar ein Einzelfall sind. Dazu sind Events geplant wie Technikcafés, Fahrsicherheitstrainings oder gemeinsame Ausflüge zu abgelegenen Zielen.

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Haben die ‚Rosa Schein‘-Stunden erfunden: Barbara Schwara und Daniela Hofmann – Fotos © f6 studio

Fährt man dazu im Fahrschulauto? 

Grundsätzlich fahren wir in der ersten Einheit in einem Fahrschulauto, das uns durch die zusätzlichen Pedale mehr Einflussmöglichkeiten bietet. Nachdem wir uns ein Bild gemacht und einen gemeinsamen Plan entwickelt haben, sind wir aber offen für Fahrten mit dem Privatauto.

“Es uns ein Anliegen, eine Community aufzubauen, die sich trifft, unterstützt und gegenseitig stärkt.”

Welche Motive gibt es für Frauen, nicht mehr Auto zu fahren, obwohl sie einen Führerschein haben und warum wollen sie wieder anfangen? 

Oft sahen unsere Kundinnen bisher keine Notwendigkeit, ein Fahrzeug zu lenken. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien spielen hier eine entscheidende Rolle. In der Bundeshauptstadt braucht man nicht unbedingt ein Auto, was toll ist. Viele machen den Führerschein und kommen aber nie richtig ins Fahren. Notwendige Automatismen, um in der Lage zu sein, nach längerer Pause wieder problemlos ins Auto zu steigen, können sich aber nur durch Fahrpraxis bilden. Wenn diese fehlt, fällt einem der Wiedereinstieg schwer. Aber auch Unfälle oder schlechte Erfahrungen sind häufige Beweggründe, nicht mehr Auto zu fahren. Irgendwann kommt der Punkt im Leben, an dem man doch merkt, dass es praktisch wäre, jederzeit ins Auto steigen zu können, ohne groß nachdenken zu müssen, sei es, wenn man die Kinder mehrmals täglich von A nach B bringen muss, sich im Urlaub ein Leihauto mieten möchte, einen IKEA-Besuch anpeilt oder im Notfall einspringen möchte.

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Auch im Urlaub mobil sein, benötigt manchmal etwas Vorbereitung – Fotos © Unsplash | Logan Fisher, McLaren

Wie steigt man nach einer langen Auto-Pause wieder ein? Sollte man sich gar ein “Anfänger”-Schild in die Heckscheibe klemmen?

Nach der ersten Einheit besprechen wir gemeinsam, wie viele Stunden sinnvoll wären. Die meisten Kund:innen fahren am Anfang intensiver im kürzeren Abstand, üben dann im Privaten und kommen im größeren Abstand immer wieder, um an bestimmten Themen noch einmal zu arbeiten, wie Einparken oder Autobahn fahren. Für die ersten Fahrten mit dem Privatauto empfehlen wir, langsam zu starten. Am besten am Sonntag in der Früh, bei wenig Verkehr, in einer 30er-Zone, mit einer Begleitperson an der Seite und dann langsam zu steigern. Sehr gerne geben wir unseren Kund:innen ein eigens gestaltetes “Wiedereinsteiger:innen”-Taferl für die Heckscheibe mit, damit der übrige Verkehr Bescheid weiß und Verständnis zeigen kann.

“Kleine Fehler passieren, aber die werden mit der Übung immer weniger.”

 

Besonders im Stadtverkehr liegen bei vielen die Nerven blank. Wie meistert man solche Situationen?

Ich sage immer, das wichtigste ist “ATMEN”. Das vergisst man oft im Stress und übe mit ihnen eine Entspannungsatmung mit dem Fokus auf Ausatmung. Des Weiteren zeige ich ihnen Akupressurpunkte, die wunderbar an der roten Ampel massieren werden können. Alle Übungen zielen darauf ab, sich wieder auf sich zu konzentrieren, sich nicht in einer Fehlergedankenspirale zu verlieren oder zu viel über die anderen nachzudenken. Kleine Fehler passieren, aber die werden mit der Übung immer weniger.

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