Melanie Zemsauer von all about period. im #jungbleiben Portrait
Melanie, die Gründerin von “all about period”, öffnet die Türen zu ihrem inspirierenden Projekt, das Aufklärung und Unterstützung rund um das Thema Menstruation bietet. Motiviert durch persönliche Erfahrungen und die Diagnose Endometriose, hat sie einen Raum geschaffen, der nicht nur Produkte, sondern auch Gemeinschaft und Wissen fördert.
Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben?
Natürlich, empathisch, Auge fürs Detail.
Wie entstand die Idee für ‚all about period‘, und was war der Auslöser für die Gründung des Shops?
Zum einen war ich ausgebrannt von meinem vorherigen Job in der Videobranche und wollte mich daher beruflich umorientieren. Zusätzlich war ich sehr oft krank und hatte starke Regelschmerzen (ich hatte nach ca. 13 Jahren die Pille abgesetzt), dem wollte ich auf den Grund gehen und der Verdacht auf Endometriose stand im Raum. Da meine damalige Gynäkologin nicht sehr kooperativ war nach der Ursache meiner Symptome zu suchen und mich immer nur mit Medikamenten abgewimmelt hat, bin ich zu einem Facharzt gegangen und er hat bei mir Endometriose diagnostiziert.
Daraufhin habe ich begonnen, mich mehr mit meinem Zyklus und meinem Körper auseinanderzusetzen und musste mit Erschrecken feststellen, wie wenig ich eigentlich darüber weiß, und wie wenig auch darüber gesprochen wird.
Video © Melanie Zemsauer
Als ich dann auch auf andere Periodenprodukte umsteigen wollte (ich hatte zu dem Zeitpunkt fast ausschließlich Tampons verwendet und hatte immer stärkere Schmerzen diese einzuführen) und vollkommen überfordert war mit der Auswahl online und dem Sortiment in der Drogerie und mich niemand beraten konnte, welche Tasse nun zu mir passt und welcher Periodenslip am besten ist, ist die Idee zu all about period. entstanden.
Für mich war klar, es braucht mehr Aufklärungsarbeit, leichteren Zugang zu Periodenprodukten, persönliche Beratung und einfach einen Safer Space für Menstruierende, wo man sich austauschen und Fragen stellen kann – kurz gesagt: ein Fachgeschäft für Perioden- und Wohlfühlprodukte.
Was möchtest du mit ‚all about period‘ erreichen, und welche Vision steckt hinter deinem Konzept?
Ich wünsche mir, dass wir mehr über die Periode & den weiblichen Zyklus sprechen und uns weniger verstecken, alleine leiden und uns hilflos fühlen – und ein bisschen mehr im Flow mit unserem Zyklus leben können.
Meine Vision ist, dass jedes Grätzl einen eigenen Periodenladen und jede menstruierende Person eine Zyklusmentor*in an ihrer Seite hat. Die Menstruation sollte leiwand und Mainstream werden – viel weniger tabuisiert und stigmatisiert.
Wie haben deine persönlichen Erfahrungen und die Diagnose Endometriose deine Sicht auf die Menstruation verändert?
Durch die Endometriose und den damit verbundenen Symptomen war für mich der Leidensdruck sehr groß, mich mehr damit zu beschäftigen. Schön wäre natürlich gewesen, wenn ich schon früher damit begonnen hätte, da man so viel davon profitieren kann, wenn man den eigenen Zyklus kennen und verstehen lernt und die verschiedenen (Zyklus-)phasen für sich nutzt, denn grad wir Menstruierenden funktionieren nicht immer gleich. Das liegt vor allem an den Hormonen 🙂
Die Menstruation bzw. der weibliche Zyklus kann auch etwas sehr Schönes und Bereicherndes sein und es ist absolut nicht hilfreich gegen den eigenen Körper zu arbeiten und die Symptome zu unterdrücken. Regelschmerzen sind NICHT normal und immer ein Zeichen dafür, dass dir dein Körper etwas sagen möchte. Also ich habe auf jeden Fall begonnen, mehr auf meinen Körper und meine Bedürfnisse zu hören und seitdem geht es mir gesundheitlich viel besser.
Welche Tipps würdest du jungen Mädchen geben, die gerade anfangen, sich mit ihrer Periode auseinanderzusetzen?
Bezüglich Periodenprodukte: ausprobieren! Es gibt mittlerweile ein sehr breites Sortiment für die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Körper. Am besten vieles durchprobieren und herausfinden, was am besten zu einem passt. Denn nur weil die Freundin super zufrieden mit dem Cup ist, heißt es nicht, dass du es sein wirst.
Bei Periodenschmerzen medizinisch abklären, ob alles in Ordnung ist. Zwicken in der Seite sind in der Regel okay, aber wenn die Schmerzen so schlimm sind, dass du nicht in die Schule/zur Arbeit gehen kannst und deswegen Schmerzmittel nehmen musst, solltest du da unbedingt genauer hinschauen. Wenn Unterleibsschmerzen unbehandelt bleiben, kann es sein, dass du chronische Schmerzen bekommst.
Finde eine Vertrauensperson, mit der du über Menstruation und Co. sprechen kannst. Hol dir Bücher, besuche Workshops, rede mit Freund*innen… niemand muss da alleine durch 🙂
Gibt es zukünftige Projekte oder Erweiterungen für ‚all about period‘, auf die sich deine Kunden freuen können?
Ich arbeite konstant an neuen Kooperationen, sei es wegen neuen Produkten, gemeinsamen Instagram-Postings, Workshops etc. Die Ideen sprudeln nur so aus mir heraus, leider scheitert es manchmal an der Umsetzung – aus finanziellen Gründen oder weil das Angebot (noch) nicht von den Kund*innen angenommen wird. Mein großer Wunsch ist es, mit all about period. Stores auch in anderen Städten vertreten zu sein, das ist allerdings noch Zukunftsmusik.
Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für dich und wie integrierst du den Ansatz in deine Arbeit?
Nachhaltig jungbleiben bedeutet für mich alte Muster & Mythen zu durchbrechen, wie z.B. “Regelschmerzen gehören dazu”, “Menstruierende müssen halt bisschen leiden während ihrer Periode” etc. Das muss aufhören und darüber muss aufgeklärt werden. Außerdem stets offen sein für Neues, neue Ideen und Lösungen finden und vor allem den jüngeren Generationen vertrauen und deren Probleme und Lösungen ernst nehmen. Nie stehen bleiben und Dinge so machen, weil man sie immer so gemacht hat.
Ohne, mild, oder prickelnd?
Tagsüber ohne und abends prickelnd. 🙂
Portrait-Fotos: © Daniel Willinger
Produkt-Fotos: © Ina Aydogan
Store-Fotos: © Melanie Zemsauer