Change Maker Hotels – Steirereck am Pogusch
Wo Luxus auf Erdung trifft, wo in Schönheit gearbeitet wird und die Kreislaufwirtschaft über allem steht. Bei Heinz und Birgit Reitbauer zu Gast am Pogusch im Wirtshaus Steirereck und seiner einzigartigen Landwirtschaft.
Wer im Bett im Glashaus schläft, der wirft nicht mit Steinen. Entsprechend behutsam ist das Vorgehen und die Auseinandersetzung in und mit der Natur am Pogusch, der Landwirtschaft von Birgit und Heinz Reitbauer, die dort nicht nur für ihr Restaurant Steirereck Landwirtschaft betreiben, sondern auch Gäste empfangen – auch zum Arbeiten. Besonders ausgeschlafene Gäste übernachten nämlich im Glashaus, um der Natur besonders nahezukommen. Und wer mitanpackt, zahlt weniger für die Übernachtung und wird mit Sinn und Sinnlichkeit, und im Herbst zum Beispiel mit einer Kiste selbst geernteter Erdäpfel, beschenkt.
Das gelingt nicht zuletzt, weil die Reitbauers auf dem alten Grund, den sie noch gemeinsam mit Reitbauer Senior erworben haben, ein landwirtschaftliches Vorzeigeprojekt anstreben, bei dem über allem die Wertschätzung der Lebensmittel steht.
Die Ziele sind hochgesteckt und haben langfristigen Charakter.
„Wir sehen den Pogusch erst in zehn Jahren dort, wo wir ihn uns ausmalen“, so Heinz Reitbauer. Dann werden die 400 verschiedenen essbaren Pflanzen und mehr als 110 alten Streuobstsorten, die er und seine Frau Birgit gepflanzt haben, jenen Ertrag abliefern, den sie sich wünschen: biologische Vielfalt.
Ein Prozess, der erst losgeht
Das Glashaus vom Steirereck am Pogusch mit seinen gerade einmal 20 Betten inmitten von Zitronenbäumchen ist ein Change Maker Hotel, das für durch- und zu Ende gedachte Kreislaufwirtschaft steht. Dabei sagt Birgit Reitbauer: „Wir sind nur Laien, weil wir so viele Dinge machen. Dafür arbeiten wir mit allen namhaften Experten des Landes zusammen.“ Von der Glashausexpertin über den Zitrus- und den Wildpflanzenexperten, der Obststräucher gepflanzt hat, „von denen wir selber nur zwei Drittel kennen, beim Rest haben wir noch keine Ahnung, wie wir es verarbeiten können. Das ist ein Prozess, der erst losgeht“, erzählt Birgit Reitbauer. Und ihre Gäste sind mittendrin, im Glashaus, wo die Betten ein wenig anders sind, der Umgang – auch mit den Mitmenschen – behutsamer als etwa in den Suiten der Vogelhäuser, den Baumhäusern oder in den Zimmern mit Schafsblick. Denn im gläsernen Boutiquehotel schläft man in Kabinen, verschließt seine Habseligkeiten in Kästchen in der Umkleide, teilt sich Teebar und Waschbereiche und dann geht es ans Kräuter sortieren oder Erdäpfel schälen.
Es wären aber nicht die Reitbauers, wenn diese Reduktion auf Wesentliche nicht trotzdem in Stil und in Schönheit stattfinden würde.
Kräuter zupfen, Erdäpfel schälen.
Um Trends geht es den beiden hierbei nicht.
Langfristige Ideen sind das Gegenteil von Trend, sie entspringen einem Gefühl für Notwendigkeit.
„Was wir hier machen, ist wunderschön, es sind einfache Tätigkeiten, die aber viele Hände brauchen“, sagt Heinz Reitbauer. Wer zu den Reitbauers auf den Pogusch kommt, der zupft dann mal ein paar Stunden lang Kräuter, sortiert und wäscht sie oder schält Erdäpfel und schneidet Zwiebel. Durchaus meditativ und bestens geeignet zum Runterkommen, im wahrsten Sinne des Wortes zum Erden. Dazu darf dann nach getaner Arbeit natürlich auch der Besuch im Wirtshaus gehören, wo gegessen, getrunken und gelacht wird, wie es auch schon unter Reitbauer Senior am Pogusch immer der Fall war. Und die Gäste? „Suchen nach dem Mehrwert im Leben. Wenn wir bald unsere Erdäpfel ernten, und du machst das in einer Gemeinschaft von 30 Leuten und jeder nimmt eine Kiste mit nach Hause, dann ist das erfüllend und respektvoll“, sagt Heinz Reitbauer. Wenn Menschen sich als Teil dessen begreifen, was sie konsumieren, dann entwickeln sie Liebe und Respekt dafür. Für die einen ist es Erlebnis, für die anderen sinnstiftend. Zufrieden und satt nach Hause fahren sie wahrscheinlich alle.
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Fotos: © Cathrine Stukhard