Changemaker Hotels – magdas Hotel
Gabriela Sonnleitner schafft im magdas Hotel Ausbildungsplätze für Menschen mit Fluchterfahrung. Wie und warum die Ideen für das Social Business weite Kreise ziehen, lebt das Projekt der Caritas seit 2015 eindrucksvoll vor.
„Immer offen sein“
„Wenn niemand Geflüchteten am Arbeitsplatz eine Chance geben will, zeigen wir eben, wie das geht,“ erklärt Gabriela Sonnleitner.
Sie leitet das magdas Hotel, das innovative Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien. Und zeigt damit seit 2015 eine mögliche, unternehmerische und auch international viel beachtete Antwort auf die gesellschaftlich drängende Frage, wie Menschen, die motiviert und lernwillig sind, aber auf dem Arbeitsmarkt keine Anstellung finden können, eine Ausbildung finden sollen. Im magdas werden sie von Profis in Gastronomie- und Hotellerieberufen angelernt. Deswegen passt das magdas Hotel perfekt zu den Change Maker Hotels.
„Wir sind ein buntes Team, Männer und Frauen aus derzeit mindestens 15 verschiedenen Nationen, von Syrien bis Somalia.
Jeder von uns ist woanders aufgewachsen und bringt andere Erfahrungen und andere Werte mit“, erzählt Gabriela. „Und wir haben die Chance, voneinander zu lernen und zu profitieren. Wir veranstalten interkulturelle Workshops, die den Umgang miteinander erleichtern und Verständnis füreinander schaffen. Das empfehle ich jedem Unternehmen.“ Oft braucht es ja nur eins: “Was meinst du, wenn du das sagst?” Über 80 Menschen haben im magdas inzwischen ihren Einstieg ins Berufsleben absolviert. Und dabei lernen nicht nur die Neulinge von den Profis, sondern auch umgekehrt.
Respekt statt Hierarchie
Denn „wir agieren auf Augenhöhe. Ich bin nicht mehr wert als der Lehrling. Wir sind alle per Du, auch wenn das vielen jungen Menschen, die mit hierarchischeren Strukturen groß geworden sind, im ersten Moment schwerfällt“, sagt die Geschäftsführerin. Wichtig seien klare Kommunikation und klare Regeln. Zwei Sozialarbeiterinnen im Team kümmern sich um das Recruiting und die Lehrlinge aber auch um die anderen Kolleg*innen. Dabei wird vor allem der Wunsch, zu lernen und sich zu engagieren, gefördert. Eine Erkenntnis aus ihrem eigenen Leben hilft Gabriela dabei, sich in andere hineinzuversetzen: „In meiner Arbeit bin ich mit ganzem Herzen dabei – wenn das nicht geht, bin ich grottenschlecht in meinem Job, dann fällt mir auch nichts mehr ein.“ Deswegen werden Mitarbeitende bei Weiterbildungen und Deutschkursen unterstützt oder auch mal Nachhilfe oder ein Baristakurs finanziert. „Das ist doch das Schönste, wenn jemand sich entwickeln will.“
Mannigfaltiges Konzept
Was 2015 zunächst als Zwischennutzung und Pilotprojekt in einem ehemaligen Seniorenheim im Prater begann, hat sich sieben Jahre später mit dem Umzug an den neuen Standort im dritten Wiener Gemeindebezirk zum fix etablierten Hotel- und Ausbildungsbetrieb entwickelt. BWM-Architekten gestalteten das aufgelassene Priesterseminar in der Ungargasse zu einem weltoffenen Hotel mit 85 Zimmern, zwei Veranstaltungsräumen, einem Lokal, Schani- und Gastgarten um. Das Architekturbüro machte das Gebäude nicht nur klimafit, sondern bezog mit der ressourcenschonenden Wiederverwertung von Vorhandenem wie Möbeln, Lampen, Tischen, Sesseln und Kästen auch den Gedanken des kreativen Upcyclings in die Neugestaltung ein. Denn auch das zählte von Anbeginn zu den Prinzipien des Caritas-Projekts.
Wie schick, tiefgründig und nachahmenswert zugleich dieses Businessmodell ist, zeigte schon bei der Eröffnung im Prater das internationale Medienecho und, noch viel wichtiger, die Gästezahlen: 220.000 Menschen entschieden sich für das Nächtigen im magdas. Die Gründe dafür sind so mannigfaltig wie das Konzept des kreativen, respektvollen und offenen Miteinanders selbst. Hier treffen Wientourist:innenen auf Business People, Weltenbummler:innen und Seminarteilnehmer:innen.
Im Restaurant sitzt der Minister neben der Omi aus der Nachbarschaft und dem Kunststudenten mit dem Laptop.
„Vielleicht geht es wieder mehr ums Erleben – darum, bewusster zu reisen. Und viele haben auch entdeckt, dass Österreich viel zu bieten hat. Für Gabriela selbst geht es vor allem darum, „immer offen zu sein. Für Menschen und ihre Hintergründe, für neue Ideen und für Inspirationen von anderen.“
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Fotos: © BWM/Severin Wurnig, Julia Geiter, Walter Luttenberger