Marie-Theres Genser von mariedares im #jungbleiben Magazin
Die Liebe zur Architektur und zur Holzverarbeitung hat mariedares auf eine faszinierende Reise geführt. Nachdem sie ihre Architektur-Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste abgeschlossen hatte, fand sie ihre wahre Berufung im Möbel-Design. Mit einer tiefen Leidenschaft für Holz und Tischlerei, kombiniert sie architektonische Strenge mit kreativer Formensprache. Ihr Designstudio steht für innovative, skulpturale Möbelstücke und fördert zugleich lokale Handwerkskunst.
Wie würdest du dich in 5 Worten beschreiben?
Geradlinig, eckig, rund, ausbalanciert und schräg.
Wie vermischt deine Architektur-Expertise das Design deiner Möbel und wie spiegelt sich das in deinen Entwürfen wider?
Ich habe an der Akademie der bildenden Künste Architektur studiert und seitdem auch in der Branche gearbeitet. Mir hat aber relativ schnell die Nähe zu Produktion und Material gefehlt, Architektur ist meist lange eine unnahbare Angelegenheit. Außerdem sehe ich die Auswirkungen der Branche auf die Umwelt und ihre Menschen zunehmend kritisch. Mit dem Entwerfen und der Produktion von Möbeln fühle ich mich nun angekommen.
Meine “Herkunft” aus der Architekturszene spiegelt sich dabei aber definitiv in jeder Facette meines Handelns wider. Ich denke und entwerfe als Architektin, ausgeführt auf dem Maßstab eines Möbels.
Meine Entwürfe bezeichne ich als architektonisch, skulptural und spielerisch. Diese Formensprache, mit der ich designe, hatte ich allerdings schon seit den Anfängen meines Studiums, eigentlich schon seitdem ich Stift und Papier entdeckt habe. Ich arbeite mit sehr klaren, markanten und einfachen Formen. Die aufwändigen konstruktiven Details lasse ich gerne in den Hintergrund rutschen, damit die präzise Handwerkskunst den Objekten eine Leichtigkeit verleiht.
Welches Material war bisher dein größtes Abenteuer und warum?
Es ist wahrscheinlich unschwer zu erkennen, dass Holz das Material ist, worum es sich bei “mariedares” dreht.
Mein Studio wurde aus Liebe zum Werkstoff Holz geboren und ich nehme sehr stark an, dass das Material mit seinen vielseitigen Eigenschaften noch fortwährend mein größtes Abenteuer und mein strengster Lehrer sein wird.
Holz wird niemals langweilig und es ist mir ein großes Anliegen, die Liebe zu dem Material weiterzugeben. Schon alleine die Tatsache, dass Holz ein nachhaltiger Rohstoff aus Österreichs Forstwirtschaft ist; also ein lebender Werkstoff mit zirkulären Fähigkeiten CO₂ zu binden, macht das Material so einzigartig. Kein Stück gleicht dem anderen und jede Holzart hat wiederum ihre eigenen Herausforderungen in Bearbeitung und Einsatz. Hinzu kommt, dass Holz -ich rede, nun von Vollholz- die unübertroffene Eigenschaft besitzt, einen Wohnraum warm, gut riechend und wohnlich zu gestalten.
Was macht für dich den besonderen Zauber bei der Zusammenarbeit mit lokalen Handwerker*innen aus?
Ich könnte meine hohen Ansprüche an Handwerk nicht anders erfüllen, als in ständigem Kontakt mit meinen Produzent:innen zu stehen. Dazu ist die physische Nähe zur Produktionsstätte unumgänglich. In meinem Fall ist der Tischlereibetrieb Teil meiner Familie, was die Zusammenarbeit besonders vertraut macht. Ich kann meine Wünsche und Änderungen klar formulieren, ich brauche mir kein Blatt vor den Mund nehmen und werde von meinem Gegenüber verstanden. Dadurch, dass der Betrieb so nahe an Wien ist, bin ich selbst auch oft in der Werkstatt und lege Hand an, kann den Produktionsvorgang sehen und eventuelle Verbesserungen direkt besprechen. Eigentlich wäre ich ja selbst gerne Tischlerin geworden 😉
Zusätzlich war es eine Leitidee meines Designstudios, das lokale Handwerk wieder in den Vordergrund zu rücken und einen lokalen Produktionsprozess zu garantieren.
Wenn du ein Möbelstück für die Zukunft entwerfen könntest, wie würde es aussehen und welche Botschaft würde es tragen?
Das ist eine sehr gute Frage, die mir nun vielleicht nicht wirklich in die Karten spielt. Ich frage mich oft, wie die Zukunft der Gestaltung des Lebens- und Wohnraums sein wird.
Ich muss sagen, dass der Hyper-Konsumismus meiner Meinung nach kein zukunftsträchtiges Modell ist. Also wäre das Möbelstück der Zukunft KEINES.
Im Endeffekt ist alles zur Genüge vorhanden, Modelle wie reused, recycled und shared furniture wären da vielleicht ein Anfang. Brauchen tut der Mensch jedenfalls nichts Neues mehr.
Was bedeutet #nachhaltig jungbleiben für euch und wie integrierst du den Ansatz in deine Arbeit?
Wenn ich #nachhaltig jungbleiben wörtlich nehme, würde es bedeuten: wie kann man dem Bedürfnis, jung/ frisch und modern zu bleiben, nachgehen, ohne dass es die Möglichkeiten der zukünftigen Generationen einschränkt? Also wären da Botox und ein schnelles Auto schon mal raus. 😉
In dem Leitsatz #nachhaltig jungbleiben schwingt für mich vor allem eine soziale und selbstlose Komponente mit. Es sind keine aufwändigen “morning routines” oder “life saving gadgets”, es hat mit dem Austausch zur jungen Generationen zu tun. Beobachten, Absorbieren, Realisieren, Verstehen und Umsetzen.
Genau nach diesem Schema lässt sich dieser Ansatz auch in meine Arbeit und mein generelles Handeln integrieren.
Ohne, mild, oder prickelnd?
Ich kann den vollen Genuss von Wasser nur “ohne” genießen.
Fotocredits: Vilma Pflaum