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Foto © Rudi Froese

Studio Visit: Jósefina Alanko

Die finnisch-polnische Künstlerin Jósefina Alanko (*1993) ist mit dem STRABAG-Artaward International 2023 ausgezeichnet worden. PARNASS hat sie in ihrem Wiener Atelier besucht.

 

Genähte Taschen auf Leinengrund, Acrylmalerei, Textilien, Papier, Sand und Klebstoff – deine Arbeiten bewegen sich an der Grenze zwischen Gemälde und Objekt. Du selbst bezeichnest dich zwar als „Malerin“, begonnen hast du aber eigentlich als Bildhauerin?

Das stimmt. Mein Verständnis von Kunst als Mittel zur Gestaltung meiner Welt hat sich aber bereits mit fünf Jahren bemerkbar gemacht. Schon damals habe ich eine Leidenschaft für das Zeichnen und das Formen mit Knetmasse entwickelt. Später habe ich mich der Keramik zugewandt. Seit ich angefangen habe, habe ich auch nie aufgehört, Keramiken herzustellen. Erst mit 16 Jahre habe ich dann begonnen, mich ganz auf die Malerei zu konzentrieren.

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Foto © Rudi Froese

In den letzten Jahren ist – Stück für Stück – die Serie „World Eggs“ entstanden. Bis 2030 soll diese abgeschlossen sein. „World Eggs“ besteht aus imaginären Keramik-Vogeleiern, aus denen die Welt wiedergeboren wird [Anm.: Die finnische Mythologie besagt, dass die Welt aus den sieben Eiern eines mythischen Entenvogels entstanden ist].

Dieses laufende Projekt hat bereits über 300 Keramikstücke hervorgebracht. Für mich vermittelt Keramik ein Gefühl der Erdung, eine sichere Basis zum Erkunden und Experimentieren.

 

Die Malerei hingegen dient mir als Arena, in der ich die Grenzen meiner Kreativität und meines Ausdrucks ausreize.

 

Zusammen bilden diese beiden Disziplinen den Grundstein meiner künstlerischen Reise.

 

Diese „künstlerische Reise“ hat dich nun nach Wien geführt. Hier hast du das Publikum mit deinen Arbeiten sofort für dich eingenommen. Auffallend sind vor allem die Taschen bzw. Beutel, die du auf deine Leinwände nähst.

Diese Technik bildet den Höhepunkt meiner jahrelangen intensiven Malpraxis. Denn ich habe mich immer nach etwas gesehnt, nach etwas Einfachem, einem fehlenden Teil, um meine Arbeit zu vervollständigen. Die Leinentaschen oder -beutel verkörpern diese Idee. Sie wachsen aus Bildern heraus und „zwingen“ Dich sozusagen dazu, den Raum mit ihnen zu teilen.

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Foto © Rudi Froese

Auch weil die Taschen, Leinen und Farben auf deinen Arbeiten mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen, Formen und Körperlichkeit schaffen. Einige erkennen in den Falten der Taschen die finnische Landschaft, andere fühlen Themen wie Weiblichkeit und Mutterschaft anklingen.

Beides stimmt bis zu einem gewissen Grad. Das Material Leinen symbolisiert etwa meine Wurzeln im finnischen Karelien, wo meine Urgroßeltern selbst Leinen hergestellt haben.

Wie ein Kokon scheinen die Beutel aber auch andere verborgene Geheimnisse zu beherbergen. Ihre Form erinnert wiederum an eine weibliche Gottheit und ruft eine spirituelle und organische Verbindung zu Natur und Weiblichkeit hervor.

In meinen Werken geht es aber nicht so sehr um das Geschlecht, sondern vielmehr um die Energie, die Kraft und die Stärke, die diesem innewohnt.

Sicher, es gibt auch Fälle, in denen meine Arbeit sexualisiert wird, was zeigt, dass die Gesellschaft immer noch dazu neigt, Weiblichkeit nur auf Sexualität zu reduzieren und ihre vielfältige Natur außer Acht zu lassen. Weiblichkeit ist jedoch eine lebendige Energie, die sich nicht auf enge Definitionen beschränken lässt. Ich male diese Energie, die sie umgibt, so, wie ich sie spüre. Dadurch stärke ich mich selbst wie auch meine Arbeit.

 

2023 hast du den renommierten STRABAG-ARTAWARD gewonnen. Was hat sich seitdem für dich verändert?

Enorm viel! Nicht nur auf meinem künstlerischen Weg, sondern auch in mir selbst. Es fühlt sich an, als hätte ein neues Kapitel begonnen, und ich bin voller Vorfreude und Energie. Die Anerkennung durch die Auszeichnung hat Türen zu neuen Projekten geöffnet. Aktuell konzentriere ich mich also ganz darauf diese Stimmung zu umarmen, viel im Atelier zu arbeiten und entschlossen weiterzumachen.

 

Was bedeutet nachhaltig #jungbleiben für dich?

Im Leben geht es meiner Meinung nach nicht wirklich darum, im körperlichen Sinne jung zu bleiben, sondern vielmehr, dem Leben auf alle seine Arten lebendig und leidenschaftlich gegenüberzustehen.

 

Text: Andreas Maurer
Fotocredit: Rudi Froese

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