Wie ein Dachboden-Fund Iris Haberzettl inspirierte
Manchmal öffnet sich eine Tür und schon geht man einen neuen Weg im Leben. Im Falle von Iris Haberzettl hat sich sprichwörtlich eine Tür geöffnet, nämlich jene zum Dachboden ihrer Großmutter. Dort fand sie einen Webstuhl vor, der sie auf eine Idee brachte. Dass die jahrhundertealte Technik nicht in die Jahre gekommen ist und heute nach wie vor fasziniert, zeigt die Grafikerin aus Wien mit ihrem Projekt “Fabric from the attic” vor, dessen Ergebnisse man auch kaufen kann. In detailreicher Handarbeit fertigt sie wunderschöne Pölster. Wie chic Upcycling sein kann und was (auch) Bad Vöslau damit zu tun hat, gibt es im Interview mit Iris Haberzettl zu lesen!
Wie bist du auf die Idee gekommen Pölster zu weben?
Vor 4 Jahren habe ich einen alten 4-Schaft-Webstuhl meiner Großmutter am Dachboden meiner Mutter entdeckt. Und nicht nur das – meine Mutter hat mir die Wollbestände gezeigt, die sie von ihrem Vater, der ein Wollgeschäft in den 1960er Jahren gehabt hat, geerbt hat. Das war der Beginn einer großen Leidenschaft und daraus ist schließlich auch “Fabric from the attic” entstanden.
Was war dein erstes Projekt am Webstuhl?
Anfangs hat mir meine Mutter gezeigt welche Muster mit so einem 4-Schaft-Webstuhl möglich sind. Ich habe viel experimentiert, schlussendlich ist mein erster Polster entstanden. (Foto siehe unten, Anm.)
Welche Stoffreste werden verarbeitet?
Verwebt wird der Wollbestand meiner Großeltern. Und wie es der Zufall so will, kommt der Großteil meines Erbes aus der ehemaligen Kammgarnfabrik in Bad Vöslau. Bei zugekaufter Wolle suche ich nach Restbeständen von Strickfirmen, Wollgeschäften oder Privatverkäufen. Die Rückenteile werden ebenfalls aus Restbeständen von aufgelösten Textilfirmen oder Second Hand-Ware genäht. Meistens verwende ich dafür Herrenhosen, Damenröcke oder Kostüme aus Schurwolle, Leinen oder Baumwolle. Nachdem ich die Modeschule gemacht habe, sind mir von der Schulzeit auch noch viele Stoffe übriggeblieben, die ich ebenfalls als Rückenteile verwende. Mir ist dabei nur sehr wichtig qualitativ hochwertige Materialien zu verwenden.
Kann man mit eigenen Stoffresten auch zu dir kommen?
Sicher! Ich nehme auch gerne Aufträge an und fertige Pölster nach Farbwunsch, Größe und Muster an. Man kann auch mit alten, kaputten Pullis oder Schals zu mir kommen – Dinge, von denen man weiß, dass man sie nie wieder anziehen wird, es aber nicht übers Herz bringt, sie wegzuwerfen. Sei es ein selbstgestrickter Wollpullover von der Oma oder ein Woll-Teil, das man mit etwas Bestimmten verbindet. Warum nicht auftrennen und aus dem Garn einen ganz besonders persönlichen Polster machen, und so die Erinnerung lebendig halten?
Wie siehst du den DIY-Trend? Warum fühlen sich viele so zum Handgemachten hingezogen?
Zum einen ist es für viele ein schöner Ausgleich zu seinem Beruf. Auch für mich war das Weben anfangs nur ein Hobby. Es ist einfach schön, etwas Handgemachtes bei sich daheim zu haben. In Handarbeit hergestellte Objekte erzählen immer Geschichten. Sie sind alle Einzelstücke und es liegt ein besonderer Reiz darin, sie mit Stangenware zu kombinieren, um damit letztendlich auch mit kleinerem Portemonnaie seinen eigenen, individuellen Stil auszudrücken.
Welche Möglichkeiten gibt es beim Weben, die du noch ausprobieren möchtest?
Möglichkeiten gibt es viele. Ich bleibe vorerst bei meinen Pölstern, da sind mir die Ideen bis jetzt nicht ausgegangen. Aber ein Wandteppich würde mich reizen oder etwas typographisches wie mein Logo zu weben, das wird mein nächstes großes Projekt.
Wo kann man deine Pölster kaufen?
Bald kann man meine Pölster über meinen Onlineshop beziehen. In der Zwischenzeit besucht mich in meiner Werkstatt in der Ausstellungsstraße 3 (Erdgeschoß) im 2. Wiener Gemeindebezirk. Termine gibt es nach Vereinbarung. Auf Instagram bin ich unter @hi_haberzettl_iris zu erreichen.